… und du so?
von Michael Paul · Veröffentlicht · Aktualisiert
Olrik van Dijk trainiert als Trainer die U14-Junioren
Wie lange bist du schon als Trainer aktiv und wie lange davon beim MTV?
Ich mache das schon ein paar Jahre und wollte die Trainerschuhe eigentlich schon an den Nagel hängen. Aber als dann jemand gebraucht wurde für das Team, habe ich mich jetzt auch nicht gerade mit Händen und Füßen gewehrt.
Worin lag deine Motivation, überhaupt ein Traineramt zu übernehmen?
Fußball ist in allererster Linie eine Leidenschaft. Hier beim MTV Treubund spielt bei den U14-Junioren auch mein Sohn, insofern überschneiden sich diese Leidenschaft mit direkter Motivation. Darüber hinaus ist die Entwicklung von jungen Menschen eine wertvolle, wichtige und auch so motivierende Arbeit, die auch noch unheimlich viel Spaß macht.
Was hat dich bewogen, das Traineramt dann speziell beim MTV Treubund zu übernehmen?
Hier bin ich dann doch einfach erstmal nur meinem Sohn gefolgt.
Wo warst du zuvor als Spieler und Trainer aktiv?
Angefangen habe ich vor 40 Jahren in der Jugend beim VfB Randegg, dann beim SC Gottmadingen-Bietingen. Mit Ende der Jugendzeit waren dann beide Knie so weit zerstört, dass Fußball maximal noch auf dem Bolzplatz und bei einigen Universitätsveranstaltungen möglich war. Bevor ich beim MTV als Trainer anfing, hatte ich ein paar schöne Jahre bei der JSG Gellersen-Reppenstedt. Weil es kein entsprechendes Angebot gab, habe ich dort auch die Fußball-Flöhe konzipiert und initiiert. Eine super Sache, die unglaublichen Anklang fand – auch aus Lüneburg (Stadt) sind junge Fußballer zu den Fußball-Flöhen gekommen.
Welche Erfolge hast du bisher mit deinen MTV-Teams erzielt?
Erfolg ist für mich darin zu suchen, ob ich einen Spieler besser machen konnte – als Fußballer und auch als Mensch. Sollen andere beurteilen, ob das funktioniert. Was ich im Verlauf der letzten zwei Jahre beobachten und begleiten durfte macht mich allerdings sehr hoffnungsvoll, dass der Weg – auch wenn dieser nicht der Leichteste ist – absolut der richtige ist.
Welche unvergesslichen Momente sind dir dabei in erster Linie in Erinnerung geblieben?
Ich habe mich unglaublich gefreut über drei ganz besondere Siege. Nicht für mich – sondern für die Jungs. Was ich dort erleben durfte, bleibt in Erinnerung. Ich werde aber auch wunderbare Erinnerungen an Spiele haben, die vom Resultat nicht der gültigen Norm entsprechen. Es sind die Entwicklungen der einzelnen Spieler, die mal schleppend, mal rasant verlaufen, die völlig unabhängig von Ergebnis diese unvergesslichen Momente ausmachen.
Was sind deine Ziele als Trainer für die Zukunft?
Ich möchte noch viel lernen. Nur so kann ich der Trainer sein, der junge Spieler besser machen kann, der Trainer den ich gerne gehabt hätte. Die nachfolgende Frage ist schlussendlich die einzige Konstante die bleibt, für einen Spieler und noch mehr für einen Trainer – Was willst du lernen? Und die beste Antwort ist: Mehr!
Jedem ist klar, man kommt nie an. Es gibt immer etwas Neues zu lernen. In meiner Jungend war das Training leider nicht gut. Und heute gilt es die unvergleichlich größeren Möglichkeiten an Informationen zu kommen, zu nutzen. Es gibt nach wie vor zu wenig Diversität im Fußball – es gibt nicht nur eine Möglichkeit, einen Weg, eine Lösung oder gar eine beste Lösung, sondern viele – und manche kennen wir (noch) nicht einmal – diese zeigt uns das Momentum des kreativen Zufalls.
Kreativität zu fördern ist eine der Aufgaben des Trainers – und wahrlich keine leichte. Kreativität entsteht oft durch ein Problem – hervorragend untersucht durch Czíkszentmihályi. Mit dem Wissen in seiner Domäne, i.e.S. der technischen Fähigkeiten, dem Verstehen von Raum und Zeit auf dem Feld, kann der Trainer nunmehr die Spieler anleiten, sich dem Problem zu stellen und eigene Lösungen finden. Ein Trainer „sollte so viele Situationen wie möglich schaffen, in denen Spieler Entscheidungen treffen und angemessene Lösungen wählen müssen, und dadurch ihre wahrnehmungs-kognitiven und technischen Fähigkeiten entwickeln.“ (Fuhre/Saether, „Skill acquistion in a professional and non-professional U16 football team: the use of playing form versus training form“, in Journal of Physical Education and Sport, veröffentlicht 31.06.2020). Fußball kann so vieles mehr als nur Fußball (lehren). Sport und im Besonderen ein Training mit Schwerpunkten auf psychomotorische Funktionen und unter Einsatz v.a. des Arbeitsgedächtnisses hat nachweislich positive Effekte auf die kognitive Funktion. Mit simplen Passstafetten, einstudierten Finten und Vorgaben von Mustern oder gar Rundenlaufen auf dem Platz ist das leider nicht möglich. Die wertvolle (Trainings-) Zeit muss sinnvoll und im Sinne der Entwicklung der Spieler genutzt werden.
Wie bewältigt ihr die Corona-bedingte Fußballpause?
Wir haben schon zu Beginn der Saison freiwillige Aufgaben verteilt, die mit der entsprechenden intrinsischen Motivation sicher anleiten, mindestens technisch besser zu werden. Und wer an seiner Technik arbeitet – was jeder Spieler ja individuell machen kann – gewinnt er vor allem eines: Zeit.
Ansonsten ist es nicht leicht – für alle nicht. Auch der Profifußball hat meiner Meinung auch leider kein gutes Bild abgegeben in diesen Zeiten. Die Entfremdung von den Prinzipien des Sports, wie z.B. der Solidarität und der Fairness, wurde überdeutlich sichtbar. Und das tut dem Fußball sicher insgesamt nicht gut.
Was möchtest du deinen Kollegen und den anderen Lesern noch mitteilen?
- „This is a wonderful day. I‘ve never seen this one before.” (Maya Angelou)
(„Dies ist ein wundervoller Tag. Ich habe diesen noch nie gesehen.„) - “Hay cosas más importantes en la vida que ganar o perder un partido” (Lionel Messi)
(„Es gibt wichtigere Dinge im Leben als ein Spiel zu gewinnen oder zu verlieren.“) - „Er zijn veel mensen die kunnen zeggen dat een voetbalploeg slecht speelt; er zijn weinig mensen die kunnen zeggen waarom ze slecht speelt en er zijn slechts een paar mensen die kunnen zeggen wat er moet gebeuren om ze beter te laten spelen.“ (Johan Cruijff)
(Es gibt viele Leute, die sagen können, dass eine Fußballmannschaft schlecht spielt; es gibt wenige Personen, die sagen können, warum sie schlecht spielt, und dann gibt es nur eine Handvoll Menschen, die sagen können, was getan werden muss, damit sie besser spielt.)
Danke Olrik für deine Antworten
Anmerkung: Alle Trainersteckbriefer, die nicht mehr auf der Startseite stehen, findet ihr gesammelt unter Wir über uns/Trainersteckbriefe.