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Start MTV-Intern Chronik Folge 3: Der Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg

Folge 3: Der Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg

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100 JahreGleich nach Kriegsende gibt es einen Neubeginn. Bereits am 21. Februar 1919 findet, auf Betreiben der Fuß­baller, die Gründungsversammlung einer Spiel- und Sportabteilung statt. Sie gliedert sich in die sechs Abtei­lungen: Fußball, Leichtathletik, Schlagball, Faustball, Tennis und Schwimmen.

Auf der Hauptversammlung des Vereins wird am 27. Februar 1919 diese Gründung genehmigt, und die Vereinssatzung dahingehend geändert, dass auch ein Vertreter in den Vorstand gewählt wird.20 Und vor allem, der Turnzwang ist aufgehoben. Das ist von besonderer Bedeutung für die Sportler, niemand ist nun noch gezwungen, gleichzeitig auch am Turnbetrieb teilzunehmen.

Nach einigen Freundschaftsspielen steigt am 6. April 1919 für die Fußballer das erste Verbandsspiel, das 2:2 gegen die Turner aus Winsen ausgeht. Da man bitter gelernt hat, lässt man sich diesmal nicht in die höchste Spielklasse eingliedern. Dadurch werden etliche Ortsderbys gewonnen, auch wenn hier nur die 2. oder 3. Mannschaft vom LSK oder von der Eintracht antreten. Natürlich behalten diese Ortderbys, die von großen Emotionen begleitet sind - das Publikum wird gebeten, den Rasenplatz nicht zu betreten - auch in den folgen­den Jahren ihren besonderen Reiz. Bis zu 1.000 Zuschauer melden die "Lüneburgschen Anzeigen" in ihren Nachberichten.

Als man 11:0 gegen Teutonia gewinnt, kommt Protest aus Uelzen. Man beantragt, die Tore nachzumessen. Das Ergebnis ist leider unbekannt. Um seine eigenen Leute in Fußballfragen auf den neuesten Stand in dieser noch jungen Sportart zu bringen, wird auf den Fußballversammlungen als Nachhilfe Regelwerk und Taktik er­klärt. Dies wird allerdings auch manchem Schiedsrichter anempfohlen.

Um die Sommerpause im Fußball sinnvoll zu nutzen, veranstalten nicht nur die Sportvereine ihre Sportfeste. Hier befinden sich die MTVer bei Geländeläufen, Staffeln und in den anderen leichtathletischen Disziplinen mehr als auf Augenhöhe mit den Lüneburger Fußballklubs. Leichtathletik ist schon immer eine Domäne der Turner gewesen, nur nannte man es bislang Volkstümliche Übungen.

Der Sportplatz an der Uelzener Straße

Ab 1920 bekommt der Fußball einen soliden Unterbau. Der MTV schickt zwei Schüler- und zwei Jugendmann­schaften in den Wettbewerb, während bei den Erwachsenen teilweise fünf Mannschaften im Rennen sind. Diese so positive Entwicklung hat ihren Grund auch in der Schaffung eines modernen Sportgeländes. Mönchs­garten ist hierfür nicht mehr ausbaufähig. Der MTV investiert noch einmal kräftig in seine Zukunft und baut einen neuen, modernen Sportplatz. Nach langem Suchen und vielen umständlichen Verhandlungen kann man 1921 das Gelände an der Uelzener Landstraße erwerben, das damals noch weit vor den Toren der Stadt liegt. Durch sehr viel Eigenarbeit, große und kleine Spenden, öffentlichen Mitteln sowie einem Darlehen eines nach Amerika ausgewanderten Mitglieds entsteht ein Spiel- und Sportplatz mit 400m-Rundbahn und Tribünenge­bäude. Dieser Platz ist durch immer neue Investitionen bis heute ein wichtiger Lebensnerv des Vereins geblie­ben. Die Auswirkungen der Inflationsjahre hat wohl keiner der Verantwortlichen im MTV vorausgeahnt. Sie erfordern von den Mitgliedern große finanzielle Opfer sowie viel Verständnis und bringen den Verein in den kommenden Jahren fast an den Rand seiner Existenz.

Die "Reinliche Scheidung"

Im Jahr 1924 fällt eine folgenschwere Entscheidung. Der Fußballverband, der sogenannte "Dreibund", hat unter seinem Dach auch Schwimmen und Leichtathletik, sehr zum Ärger der Deutschen Turnerschaft. Diese Leibes­übungen gehören seit Jahns Zeiten zum Turnen dazu, es reklamiert diese Sportarten für sich. Die nicht enden wollenden Auseinandersetzungen darum münden schließlich in eine Trennung, die "Reinliche Scheidung", zwi­schen Turnen und Sport. Das bedeutet, dass Turner sowie Sportler ihre eigenen Veranstaltungen und Meister­schaften durchführen, eine gegenseitige Teilnahme ist verboten. Am 6. Februar 1924 stimmt die Spiel- und Sportabteilung gezwungenermaßen dieser von der Deutschen Turnerschaft vorgegebenen Trennung zu. Die 1. Fußballmannschaft verliert daraufhin ihren Spielführer und Leistungsträger, der zum größten Ortsrivalen LSK wechselt. Man lässt ihn in aller Freundschaft ziehen. Besonders negativ wirkt sich dies alles auf den Ju­gend- und Schülernachwuchs aus. Die so erfolgreiche Knabenmannschaft ist ungeschlagen mit einem Torver­hältnis von 104:0. Hier verliert der MTV seine führende Stellung, es gibt für diese Mannschaften keine ebenbürtigen Gegner im Turnerlager. Und Fußball ist damit leider nicht mehr attraktiv im MTV. Immerhin kann die 1. Mannschaft, die auch in der Hamburg-Staffel als Gastmannschaft spielt, die Gaumeisterschaft bei den Turnern erringen. Das Spiel um die Kreismeisterschaft gegen MTV Peine geht knapp verloren.

Als am 1.Mai 1930 diese unselige Trennung zwischen Turnen und Sport endlich überwunden ist und sich die Deutsche Turnerschaft und der Deutsche Fußball bund einigen, stellt man beim MTV fest, dass man das Fuß­ballspielen natürlich nicht verlernt hat. Doch inzwischen hat sich der Fußball in den Sportklubs weiterentwickelt, den Turnern fehlt es an Härte und Durchsetzungsvermögen. Andererseits erklären die Turner wegen dieses "rücksichtslosen Draufgehens" 1931 zum "Arbeitsjahr zur ritterlichen Spielweise". Ob diese Aktion von Erfolg gewesen ist, mag man aus den heutigen Erfahrungen bezweifeln.

Um die aktuelle Spielstärke zu testen, trifft sich der MTV vor der Saison mit den Lüneburger Sportklubs, die auch die zukünftigen Gegner in der Bezirksliga sein werden. Gegen Eintracht erringt man ein 4: 1, der LSK fertigt den MTV mit 4: 1 ab. Immerhin hält der MTV in den nächsten Jahren einen Mittelplatz in der Bezirksliga, in der er die einzige Turnermannschaft ist, oft auch vor dem LSK. Im Jahr 1932 schickt man auch wieder eine Jugend- und eine Schülermannschaft ins Rennen.

An dieser Stelle endet die zweibändige Spiel- und Sport-Chronik des MTV. Von nun an ist die monatlich er­scheinende Vereinszeitung die Quelle für weitere Berichte.

Lesen Sie nächte Woche: Der Sport während des Dritten Reiches und Der Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

 
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