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Start MTV-Intern Chronik Folge 2: Die Übernahme des Sports in den MTV Lüneburg

Folge 2: Die Übernahme des Sports in den MTV Lüneburg

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100 Jahre MTV Am 30. März 1912 stimmt die Vorturnerschaft der Gründung einer Fußball-Abteilung endgültig zu, weil der Verein die Jugend nicht verlieren will. "Um den Wünschen vieler Mitglieder entgegenzukommen, hat die Vor­turnerschaft die Aufnahme des Fußballspiels in den Spielbetrieb unseres Vereins beschlossen ... "13) Am 19. Mai 1912 nehmen 18 Mitglieder ihren Übungsbetrieb an der Roten Schleuse auf. Sie spielen in schwarzer Kniehose und weißen Jersey (in den Farben Preußens wie die Nationalmannschaft!) 14) mit Vereinsabzeichen.

Als Um­kleideraum dient, wenn nötig, die Waschküche des gegenüber liegenden Forsthauses. Um der "jungen Fuß­ballabteilung Gelegenheit zu bieten, mit fremden Fußballmannschaften in den Wettkampf treten zu könne .. , wird (1912 I. H.) beschlossen, sie zur Aufnahme in den Bund der norddeutschen Fußballvereine anzumelden."' 15) Damit gehört der MTV zu den ersten Turnvereinen in der Provinz Hannover, die sich an den Punktspielrunde des NFV beteiligen.

Die Fußballmannschaft von 1912Die alten Herren aus der Führungsriege der Deutschen Turnerschaft (DT) lehnen lange Zeit das Fußballspiel als rohes und undeutsches Spiel ab und verschlafen damit eine moderne Entwicklung, die unter dem Begriff "Sport" den Leibesübungen neue Perspektiven eröffnet. Erst als die Jugend der DT in Scharen davonläuft und eigene Fußballvereine gründet, in denen als Sommersport vor allem auch Leichtathletik und Schwimmen betrieben wird, fasst der Hauptausschuss der DT 1910 in Straßburg den Beschluss, den Vereinen den Beitrit zu anderen Verbänden, sprich dem Fußballbund zu erlauben. 16)

Durch die Gründung der Fußballabteilung werden sofort auch Lichtathleten im MTV aktiv. Mit der Mitgliedschaft im Norddeutschen Fußballverband sind sie berechtigt, sich an Wettbewerben anderer Sportvereine zu beteili­gen. Am 27. Juli 1913 starten sie erfolgreich bei dem Meisterschaftswettkampf des Bezirks 12, Nord-Hannover in Harburg. 17)

Der Fußballabteilung folgen bald andere Sportabteilungen, so entsteht 1914 eine Tennisabteilung. Die Grün­dung der Fußballabteilung im Jahre 1912 kann man also als den Beginn des Sports im MTV Lüneburg ansehen. Doch nun laufen die Turner der Entwicklung bereits hinterher und stehen in Konkurrenz zu den seit Jahren spielenden Fußballklubs, dem "Lüneburger Fußball-Club", der sich seit 1912 "Lüneburger Sportklub von 1901" nennt, dem "Fußball-Club Favorite", aus dem durch Zusammenschluss mit dem "F. C. Hansa" die "Sportvereinigunmg ­Eintracht von 1903" hervorgeht, sowie anderen Vereinen wie "FK Alemannia", "FK Britannia" und "FK Hohernzollen", die allerdings ihre ersten Jahre nicht überstehen. 18)

Nachdem die Fußballer des MTV 1912 bei "Gesellschaftsspielen" (=Freundschaftsspielen) die nötigen Erfah­rungen gesammelt haben, beginnen 1913 gleich für zwei Mannschaften die Verbandsspiele im Norddeutschen Fußballverband. Sie starten hoffnungsvoll. Das erste Wettspiel wird am 23. Februar 1913 gegen die Sportver­einigung Eintracht Lüneburg II in der Roten Schleuse mit 3:2 gewonnen. Am Ende der ersten Saison, nach Spielen gegen den Sportklub Uelzen, Sperber Hamburg, Turnerbund Harburg, MTV Winsen und LSK II muss man jedoch bekennen: "Unserer Ansicht nach wäre es vielleicht richtiger gewesen, wenn die beiden Mann­nschaften nicht gleich in eine für sie zu hohe Klasse der Verbandsligaspiele gestiegen wären." 19) Da bleibt eben nur die Hoffnung auf Besserung in der nächsten Saison. Doch die ist bereits zu Ende, bevor sie so eigentlich begonnen hat. Am 1. August 1914 beginnt der erste Weltkrieg, der gesamte Spielbetrieb ruht.

1911 bis 2011

Ganz entscheidend hat der MTV die Entwicklung seiner Fußballabteilung gleich zu Anfang durch die Schaffung eines eigenen Sportplatzes unterstützt. Der abgelegene Spielplatz an der Roten Schleuse, wo jedes Mal die Tore auf- und abgebaut werden müssen, ist weder für einen regelmäßigen Trainingsbetrieb noch für Wettspiele geeignet. Außerdem spielen dort auch zunächst die anderen Vereine. Da bleiben Streitigkeiten nicht aus.

Im Früjahr 1913 pachtet der MTV, auf Betreiben der Fußballer, eine Wiese hinter dem Gartenlokal Mönchsgarten. ­Mit vielen freiwilligen Helfern (Schaufeln sind mitzubringen), allen voran die Fußballer, wird der Platz sontags und nach Feierabend eingeebnet. Da die Ansprüche damals noch recht bescheiden sind, kann der MTV schon am 30. August 1913 den Platz mit einem Festzug durch die Stadt und einem großen Sommerfest einweihen. Nach Leichtathletik-Wettbewerben und Schauturnen wird den zahlreich erschienenen Mitgliedern gezeigt, wie die noch junge Abteilung Fußball spielen kann. Der MTV demonstriert hier ein Miteinander von Turnen und Sport in einer Freiluftveranstalltung; eine Namensänderung - etwa in "Turn- und Sportverein" - wie anderen Orts hat darum nie zur Debatte gestanden.

Natürlich plant der Verein schon damals den Kauf des Grundstücks, wozu unter den Mitgliedern eifrig Spenden gesammelt werden. Der neue Vereinsturnlehrer Heinrich Frehse ist hier die treibende Kraft. Auch er ist aus­drücklich ein Befürworter und Förderer des Sports. Leider macht der Ausbruch des Weltkrieges alles zunichte. Doch dies bedeutet zum Glück nur eine Unterbrechung für die Dauer der Kriegsjahre.

Nachbetrachtung

100 JahreEs ist bemerkenswert, auf welch unterschiedlichen Wegen das englische Fußballspiel in Deutschland Eingang gefunden hat. In Lüneburg bereitet die Schule, d. h. das Johanneum, den Vereinsfußball direkt vor. Der v. Goss­lersche Spielerlass vom Oktober 1882 ist Ausgangspunkt für den Oberlehrer Görges, der eigentlich für die Fä­cher Deutsch, Latein und Religion zuständig ist, nun auch als Fußballlehrer tätig zu werden. Aufgrund seiner Erfahrungen in der Schweiz sieht er es als seine persönliche pädagogische Aufgabe an, in seiner Freizeit den Gymnasiasten mit dem englischen Fußballspiel ein kompetentes Angebot zu machen.

Der schnelle Erfolg der Spielnachmittage am Johanneum ist wiederum für den Schul- und Vereinsturnlehrer MachleidtAnregung genug, Gleiches auch den jungen Turnern des MTV anzubieten. Das lässt sich in den Auf­zeichnungen des MTV von 1889 bis 1909 verfolgen. Ihre Durchführung wird durch die Möglichkeit der Mitbe­nutzung des Platzes an der Roten Schleuse erleichtert.

Als endlich 1910 der Dachverband der Turner, die Deutsche Turnerschaft, auf Druck der Basis den Weg für die Mitgliedschaft der Turnvereine im Fußballverband freimacht, wird im MTV regelmäßig Fußball gespielt. Ein Jahr später, zur neuen Saison 1912, erfolgt dann die offizielle Gründung einer eigenen Abteilung, die im Nord­deutschen Fußballverband angemeldet wird. Und der Verein macht noch ein Zusätzliches. Er unterstützt die Abteilung bereits 1912 durch die Herrichtung eines eigenen Sportplatzes in Mönchsgarten. Diese konsequente Entwicklung macht deutlich, dass der Verein zu dieser Sportart steht. Allerdings ist er durch die späte Reaktion der Deutschen Turnerschaft um den Lohn seiner frühen Aufbauarbeit gebracht worden. Die begeisterte, aber ungeduldige Jugend hatte mit der Gründung eigener Fußballvereine in Lüneburg gleich nach der Jahrhundert­wende längst Tatsachen geschaffen.

13 Vereins-Zeitung des Männer-Turnvereins Lüneburg (VZ) 1912, Nr. 3; o.S.; vgl. Protokoll der Vorturner­schaft v. 30.03.1912, Protokollbuch lider Vorturnerschaft 1897-1923.
14 Man wechselte schnell zum schwarz-weiß gestreiften Trikot.
15 Protokoll der Turnratssitzung v. 04.01.1913, Protokollbuch der Vorstands- u. Generalversammlungen 1899-1913.
16 Vgl. Saurbier, Bruno: Geschichte der Leibesübungen, 2. erg. Aufl., Wilh. Limpert-Verlag, Frankfurt/Main, 1957, S. 182.
17 Vgl. VZ 1913, Nr.8, o.S.
18 Vgl. Röhlke, Erhard: Lüneburger Sport-Klub v. 1901 e. v., Lüneburg, Teil 11, Kapitel 13, o. J., o. S.
19 VZ 1913, Nr.10, o.S.
20 Vgl. Protokoll der Hauptversammlung v. 27.02.1919, in: Verhandlungsniederschriften des Männerturnver­eins.

Lesen Sie nächste Woche: Der Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg

 
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